„Zugegeben, wenn uns vor sechs Wochen jemand gesagt hätte, dass wir mit der Nummer durchkommen, da hätten wir ihn für verrückt erklärt“, sagte Klaas Heufer-Umlauf gestern in der vielleicht nervenaufreibendsten Folge von Circus Halligalli ever. Darin lösten Joko und Klaas auf, wie sie es schafften, einen falschen Ryan Gosling auf die Bühne der Goldenen Kamera 2017 zu schleusen.
Es war wie im Krimi, der mit einer Überlegung begann. Was wollen sie mit der Sendung noch erreichen? In der letzten Staffel ihrer Show wollten sie noch mal einen richtigen Knaller raushauen. Beim Gespräch mit dem Team „kam die Frage auf, ob wir denn mit Circus Halligalli schon mal eine Goldene Kamera gewonnen hätten“.
Hatten sie nicht, und von da an nahm der als #GoslingGate getaufte Prank seinen Lauf.
Sie wollten die Goldene Kamera und ausgerechnet ein Hollywoodstar sollte sie ihnen überreichen! Da in der Regel nur internationale Stars ausgezeichnet werden, die gerade sowieso in Deutschland sind, stellte sich das als äußerst schwierig heraus. Ausgerechnet Ryan Gosling sollte es werden. Gosling ist dank des mit sechs Oscars prämierten Musikfilms „La La Land“ derzeit einer der hottesten Stars Hollywoods, deswegen wäre ja eine Auszeichnung logisch, auch wenn das so von den Veranstaltern zunächst nicht geplant war.
Und so mogelten Joko & Klaas den falschen Ryan Gosling zur Goldenen Kamera…
Schritt 1: Die Redaktion der Goldenen Kamera darüber in Kenntnis setzen, dass Gosling in der Stadt ist
Alles fing mit einer harmlosen Mail von Klaas an, in der er sich als Katharina Dolus, die Projektmanagerin der fiktiven PR-Agentur „Conrad, Hertz & Gravemann“, (Initialien von Circus Halligalli) ausgab, für die das Team sogar eigens eine professionell gestaltete Webseite erstellte, um nicht gleich aufzufliegen.
„Und im Namen dieser Agentur verfassten wir dann so eine Promo-Mail, die wir so oder so ähnlich schon tausendmal im eigenen Postfach hatten“, erklärte Klaas. Sein Trumpf war, dass er Gosling als potenziellen Oscarpreisträger anbieten konnte, weil der Schauspieler als bester Darsteller nominiert war. Für einen „Werbedreh“ sei er sowieso in Hamburg, es müsse noch nicht einmal für Security oder Makeup gesorgt werden, da Gosling seine eigenen Leute mitbringen würde.
Schritt 2: Die Angel ist ausgeworfen, der Fisch hat angebissen
Es dauerte gerade einmal 90 Sekunden, da hatten die Veranstalter der prestigeträchtigen Preisverleihung auch schon angebissen. Sofort klingelte jemand auf dem eigens präparierten Prepaid-Handy durch, um Details abzuklären. Eine Mitarbeiterin von Circus Halligalli hob ab stellte klar, dass Gosling nur kurz reinhuschen würde. Kein roter Teppich, kein Briefing mit dem Moderator Steven Gätjen, gar nichts. Rein, kurz zeigen, wieder weg.
Schritt 3: Sicherstellen, dass Ryan Gosling einen Preis bekommt
Bis dahin lief alles wie geschmiert, doch Klaas wollte sicherstellen, dass der Fake-Ryan auch wirklich ausgezeichnet wird.
„Wir wollen die Kamera haben. Er soll ja nicht der lustige Furzbär sein, wir wollen die Kamera haben. Und aus diesem Grund musste sich dann der Agenturchef persönlich noch mal dahinterklemmen.“
Also folgte ein paar Minuten später ein Anruf des „Chefs“, der von Redakteur Jakob L. am Telefon gesprochen wurde. Entweder er bekommt einen Preis oder sie können das Thema Ryan Gosling bei der Goldenen Kamera abhaken, setzte er den Veranstaltern die Pistole auf die Brust.
Sie willigten ein.
Schritt 4: Ryan Gosling weiß von nix
Allerdings gab es da noch ein klitzekleines Problem: „Wir haben keinen Ryan Gosling“. Aber das konnte schnell gelöst werden. Sie hatten noch den Namen des deutschen Ryan Gosling-Doubles Ludwig Lehner im Hinterkopf, der mal auf einer Gala im Publikum saß. Der kommt aus München, ist von Beruf Koch, kann kein Englisch und hat noch nicht mal eine soooo große Ähnlichkeit mit dem Star aus Amerika.
Doch das war nicht die größte Sorge…
Schritt 5: Alle Hindernisse aus dem Weg räumen
Bei einer Veranstaltung wie der Goldenen Kamera greifen viele Zahnräder ineinander, deshalb war es im Prinzip eine Mission Impossible, den falschen Ryan Gosling reinzuschmuggeln, ohne sofort von irgendjemandem enttarnt zu werden.
Deshalb musste die Redaktion um Joko & Klaas um jeden Preis verhindern, dass ihr Double auf dem Red Carpet landet, durch den Veranstalter begrüßt wird, im Publikum platziert wird, auf Hollywoodexperte Steven Gätjen trifft, und so weiter.
Mit anderen Worten: „Wir sind gefickt.“
Die einzige Möglichkeit, das zu realisieren, war, dass Agenturchef Gravemann noch mal durchklingelte, um den Leuten der Goldenen Kamera seinen unverschämten Anforderungskatalog vor den Latz zu knallen.
Klaas: „Wir waren uns sicher, dass wir den Bogen überspannt hatten. Nicht einmal für Ryan Gosling will man sich so viele Forderungen gefallen lassen.“
Schritt 6: Die Generalprobe
Vier Tage vor dem glamourösen Event trafen sich alle Beteiligten zur Generalprobe in einem Theater.
Wieder gab Klaas den Ton an. „Es ist folgendermaßen geplant…es wird einen Film geben über ‚La La Land‘, einen Zusammenschnitt, und dann wird irgendwann dein Name aufgerufen. Das ist der Moment, wo du hinter der Bühne auftrittst, läufst hier vor, schüttelst ihm kurz die Hand, schnappst dir die Kamera, und dann nimmst du die Beine in die Hand und rennst weg.“
Schritt 7: Der große Tag ist gekommen
Am 04. März war schließlich der große Tag gekommen, an dem Joko und Klaas einen der vielleicht größten Skandale in der Geschichte deutscher Award Shows in die Tat umsetzten.
Fünf Stunden vor Beginn der Liveübertragung fand sich die ganze Fake-Entourage Goslings (Bodyguards, Managerin, etc.) in einem Hotelzimmer ein, um die letzten Details zu besprechen. Sie studierten Pläne, durch welchen Eingang man reinspazieren und wie man am schnellsten wieder abhauen kann. Idealerweise mit der Goldenen Kamera in der Hand.
Ein Trick war, ihren falschen Preisräger wirklich erst in der allerletzten Minute reinzuschleusen, sodass möglichst wenig Gelegenheiten entstehen konnten, mit Mitarbeitern vor Ort in Berührung zu kommen.
Schritt 8: Los gehts, die Nerven flattern
Um 21 Uhr setzte sich der Trupp in Bewegung. Mit mehreren schwarzen Vans ging es zum Veranstaltungsort, der Messe Hamburg. Dann hieß es: Kapuze auf, nach unten gucken und rein ins Getümmel.
Erste Kontaktperson erfolgreich genommen. Per Fahrstuhl ging es zum Backstagebereich. „Überall standen Leute. Zwei Mitarbeiterinnen der Goldenen Kamera standen direkt neben Ryan Gosling im Fahrstuhl, und da steht natürlich jedem der Herzschlag hier oben am Hals. Aber es ist irgendwie gutgegangen.“
Parallel dazu schauten sich Joko und Klaas die Show im Fernsehen an und fieberten mit, dass ihr Prank nicht so kurz vor der Vollendung doch noch auffliegt. Erleichterung machte sich breit, als sie die Nachricht erhielten, dass alle sicher die Garderobe erreicht hatten. „Entweder klappt das, oder es ist die größte Gurke aller Zeiten“, mahnte Klaas.
Gute 40 Minuten später machten sich alle auf zum sogenannten Quick Change Room, in dem die Stars in der Regel noch einen Moment der Stille genießen können, bevor sie auf die Bühne gehen.
Blöderweise saß dort ein gewisser Thomas Hermanns, seines Zeichens Creative Director der Goldenen Kamera. Jedoch war der so beschäftigt mit seinem kleinen Monitor, dass er gar nicht bemerkte, was sich hinter ihm alles abspielte.
Schritt 9: Der Moment der Wahrheit
Sechs quälend lange Minuten dauerte es, bis der große Moment gekommen war…
„Die Goldene Kamera für den besten Film international geht an ‚La La Land'“, kündigte Steven Gätjen an. „Und jetzt gibt es einen kleinen Wermutstropfen. Leider können weder der Regisseur noch die Produzenten hier nach Hamburg kommen, um diesen wunderschönen Preis entgegenzunehmen. Aber jemand anders hat sich dafür bereiterklärt und wir sind sehr froh, dass er da ist. Er ist maßgeblich für den Erfolg dieses Filmes zuständig and one of the hottest Stars in Hollywod. Männer haltet eure Frauen fest, Frauen eure Männer – hier ist the one and only Ryan Gosling!“
Dann öffnete sich die Tür und Ludwig Lehner aká Ryan Gosling kam mit einem gekonnten Sprung auf die Bühne gehüpft, bevor Gätjen ihm den Preis in die Hand drückte, dem es in dem Moment gedämmert haben muss, dass gerade etwas gehörig falsch lief.
„Good Evening! I am Ryan Gosling, I’m dedicate this Award to Joko and Klaas.“ Oder wie es der Übersetzer sagte, Joko und „Klaus“.
Noch während Nicole Kidman über das kicherte, von was sie da gerade Zeuge wurde, sprintete der Fake-Ryan mit der Trophäe hinter die Bühne und verschwand samt seiner Begleiter auf schnellstem Weg aus der Halle. Dann noch rein ins Auto, Tür zu und ab Richtung Berlin.
Klaas: „In erster Linie wollten wir die Goldene Kamera gewinnen und die haben wir jetzt.“ Joko: „Wir haben einen neuen Weg gefunden, wie man Preise gewinnen kann.“
Hut ab vor diesem gelungenen Gag, auch wenn er im ersten Moment alles andere als witzig war. So eine Nummer muss man erstmal auf die Beine stellen.