Mit der Teilnahme von Luca Hänni (17) bei DSDS 2012 fing für den jungen Schweizer ein neues Leben an, während ein anderes fast ungebremst auf den Abgrund zufuhr. Hannes Zaugg-Graf, der Gemeindepräsident seines Heimatortes Uetendorf, erlitt aufgrund der hohem Belastung einen Zusammenbruch.
In einem neuen Interview mit der „Berner Zeitung“ sprach der Politiker über die wohl schlimmste Zeit in seinem Leben, in der Stress seinen Alltag bestimmte.
Es sei nicht alleine der Rummel um Luca gewesen, der zu seinem „geistigen Bruch“ geführt hat, „…dadurch kam lediglich ein Problem an die Oberfläche, das schon seit längerem in mir schwelte. Ich erlitt bereits letztes Jahr eine Art Zusammenbruch, der mich längere Zeit arbeitsunfähig machte.“
Zaugg-Graf habe sich über die letzten Jahre einfach zu viel zugemutet und nicht auf Warnsignale seines Körpers geachtet. Aber letztendlich haben auch die DSDS-Macher einen großen Teil zu seinem Kollaps beigetragen.
Es war jener Freitag, bevor Luca Hänni im Rahmen seines Home-Comings in Uetendorf hätte auftreten sollen. RTL setzte mich unter Druck, ein Konzert zu organisieren. Wir mussten mit einem riesigen Fanansturm rechnen, und mich quälten Visionen von einer Menschenmenge, die wie damals in Duisburg in Panik gerät. Schliesslich verlangte RTL eine Unterschrift von mir, mit der ich mich hätte verpflichten sollen, die ganze Verantwortung für das Konzert zu übernehmen.
Er weigerte sich „dem Sender die moralische Verantwortung abzunehmen“. Als Gemeindepräsident hätte er sowieso für alles gerade stehen müssen, wenn der Ernstfall eingetreten wäre.
Am Samstag rief mich dann der RTL-Aufnahmeleiter an und signalisierte, dass der Sender eigentlich froh wäre, wenn wir das Konzert absagen würden.
Aber an Entspannung war auch dann nicht zu denken, weil er zu diesem Zeitpunkt schon 80-Stunden-Wochen hinter sich hatte. Noch dazu bekam er Hass-Mails von enttäuschten Teenagern und unverantwortlich handelnden Erwachsenen.
In den beiden Stunden nach der Absage erhielt ich persönlich über 2000 E-Mail-Nachrichten! Sie kamen beileibe nicht nur von verärgerten Teenagern – auch viele Erwachsene griffen mich massiv an und wiesen mir schon mal die Schuld zu für den Fall, dass Luca Hänni nicht gewinnen würde. Aber es gab zum Glück auch Leute, die mich unterstützten. Doch das Negative bleibt eher hängen.
Natürlich hat Luca Hänni selbst keine Schuld daran. Er konzentriert sich weiter auf seine Karriere – mehr kann er auch nicht tun.