Jan Böhmermann: So lief sein Auftritt im US-Fernsehen

Interview in der Late Show von Seth Meyers

Jan Böhmermann ist seit seinem „Schmähgedicht“ über den türkischen Präsidenten Erdogan und seiner Kritik an der deutschen Musikszene in aller Munde. In Deutsch die große Klappe haben, kann jeder, aber jetzt musste sich der Entertainer im US-Fernsehen beweisen, vor dem vielleicht härtesten Publikum der Welt.

Böhmermann war zu Gast in der Late Night Show seines amerikanischen Kollegen Seth Meyers, der in etwa dasselbe wie er hierzulande macht, nur dass er es sich noch nicht mit einem ausländischen Staatsoberhaupt verscherzt hat.

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Jan Böhmermann und Seth Meyers plauderten über das Verhältnis zwischen Deutschland und den USA

„Es fühlt sich gerade wie in einem Paralleluniversum an, einen Typen zu sehen, der denselben Job macht wie ich in Deutschland“, sagte Böhmermann, der eine Pointe nach der anderen zu zünden versuchte.

Zum Beispiel griff er das Klischee auf, die Deutschen hätten keinen Humor. Comedy sei erst vor zwei Jahren in „Germany“ legalisiert worden. „Ironie verwirrt Menschen. Etwas zu sagen und was anderes zu meinen, ist immer noch sowas wie illegal in Deutschland“, scherzte der Moderator. Meyers konterte, dass das Witze bei den Amis dem Präsidenten vorbehalten seien.

Eine Anspielung auf die wirren Tweets von Donald Trump.

Böhmermann weiter: „Heute kann ich mir einen Kindheitstraum erfüllen. Ich wollte immer etwas im amerikanischen Fernsehen sagen, das so anstößig ist, dass sie mich piepen müssen. In Deutschland gibt es ja sowas nicht. Wir können alles sagen, abgesehen von Ironie, Humor und Lachen.“

Schon platzten unter wildem Gepiepe die Worte „Fuck Fuck“ und „Fuck Hitler“ aus ihm heraus. Hitler wurde übrigens nicht zensiert.

Direkt auf Trump angesprochen, versuchte Böhmermann diplomatisch zu bleiben, denn „mit dem nächsten Tweet könnte er buchstäblich einen neuen Weltkrieg auslösen. Wenn er im Fernsehen sieht, wie ein verrückter Deutscher ihn angreift, ich weiß nicht…“

Dass Trump Bundeskanzlerin Angela Merkel beim Staatsbesuch den Handschlag verweigerte, sei in Deutschland nicht so eng gesehen worden.

„Wir sind nicht unbedingt als emotionale Menschen bekannt. Für uns ist es okay. Als sie sich zum Präsidenten aufmachte, fragten sich alle Medien, ‚OMG, wird er ihr an die M****i fassen? Wir waren noch überraschter, dass er nicht mal ihre Hand anfassen wollte.“

„Ich meine, wie kann ich als Deutscher ausländische Staatsführer verurteilen? Wir hatten unsere beiden Weltkriege, wir verloren beide und neigen dazu, es nicht wieder zu tun. Deutsche bevorzugen es, keine Idioten zu mögen. Damit will ich nicht sagen, dass euer Präsident ein Idiot ist…ich stoppe an dieser Stelle.“

Gegen Ende des Interviews griff Jan Böhmermann dann noch ein Klischee über die Amis auf. „Ich habe den Eindruck, dass die meisten Amerikaner nicht wissen, dass Deutschland ein richtiges, eigenständiges Land ist. Sie sehen Europa als ein einziges großes Land, wie ein Real-Life-Disneyland. Ein Bier- und Nicht-Lachen-Land.“

Alles in allem war die Stippvisite im US-Fernsehen doch ganz gelungen, oder?