„Kommerzkacke“: Jan Böhmermann disst den ECHO

ZDF-Showmann geigt der Musikindustrie die Meinung

Nach der als „Schmähkritik“ getarnten Kritik am türkischen Machhaber Erdogan, holte Jan Böhmermann jetzt zum nächsten Rundumschlag aus. In seiner Show NEO Magazin Royale zog er am Vorabend der Echo Verleihung 2017 über den größten deutschen Musikpreis sowie die gesamte Musikindustrie hierzulande her. Abgekürzt kreidet er den Plattenfirmen und Künstlern an, nur eine „seelenlose Kommerzkacke“ zu produzieren.

Schlagerstars wie Helene Fischer oder Andrea Berg erfreuen sich nach wie vor äußerster Beliebtheit. Nachwuchskünstler schießen wie Pilze aus dem Boden. Wenn es nach Böhmermann geht, wird viel Wind um nichts gemacht.

Jan-Boehmermann-Max-Giesinger
Jan Böhmermann hatte besonders Max Giesinger auf dem Kieker | NEO Magazin Royale

„Schlager ist diese seelenlose Industrie-Musik, dieses 08/15-mäßig produzierte Heile-Welt-Getue ohne echte Message“, polterte er provokant.

Dann fielen Namen wie Max Giesinger, die Amigos, Stereoact, Kerstin Ott, Die Lochis oder Matthias Schweighöfer, von deren musikalischen Errungenschaften der Moderator offenbar sehr wenig bis gar nix hält. Sie betitelte er ironisch als „deutsche Pop-Poeten“.

„Die Zukunft ist gerettet, dank der neuen deutschen Pop-Poeten. Und DU stehst an der Spitze, Max Giesinger.“

Giesinger scheint es sich besonders bei Böhmermann verschissen zu haben. Unter anderem kreidet er dem Sänger an, dass der in einem Interview behauptete, seine Songs selbst zu schreiben; maximal mit einem Kumpel. In Wahrheit sind zum Beispiel an seinem Riesenhit „80 Millionen“ noch drei andere Songschreiber beteiligt gewesen.

Führen die Sänger ihre Fans also nur an der Nase herum? Jan Böhmermann jedenfalls sei „geschockt“.

„Nicht dass nachher noch rauskommt, dass sich hinter dem ganzen, immer gleichen, emotionslosen Echo-Gulasch der deutschen Musikindustrie in Wahrheit keine gefühlvollen Singer und Songwriter wie du verbergen, sondern ziemlich gefühllose Geschäftsleute.“

Böhmermann blendete dann die Gesichter der CEOs von Universal Music, Sony Music und Warner Music ein, die den Musikmarkt mehr oder weniger unter sich aufteilen. Viele der erfolgreichsten Künstler sind dort unter Vertrag. Gewinnen sie Echos, ist das auch positiv für das Image der Labels.

„Für Frank, für Philip und für Bernd ist der Echo morgen ein richtig schöner Tag, denn das Geschäft läuft wieder. Da kommt ordentlich was raus am Ende mit deutscher Musik. Und weil alles so schön emotional klingt, bemerkt kaum einer, was für ne seelenlose Kommerzkacke ihm da untergeschoben wird.“

Es folgte eine Kritik an den versteckten Werbebotschaften in Musikvideos von Frida Gold (Mercedes), „Gestört aber geil“ (Pickup) und Glasperlenspiel (AEG).

„Morgens halb 10 in Deutschland. Morgens nachm Bumsen im Bett erstmal ein Pickup aufmachen.“ Böhmermann schob sich an dieser Stelle genüsslich ein Pickup in den Mund.

„Echo-nominiert sein bedeutet in Deutschland, wenn man seine Band als Wirtschaftsunternehmen und nicht als Zusammenschluss von Künstlern versteht. Und das ist auch okay, und es lohnt sich richtig.

Ist das der Preis der deutschen Musikindustrie oder der deutschen Industriemusik? Dagegen sind doch Bibi, Dagi und Sami Slimani mit ihren Produktplatzierungen in Youtube-Videos integer als der Papst! Die schreiben inzwischen wenigstens ins Video, dass sie gesponsert wurden. Da weiß man, woran man ist.“

Jan-Boehmermann
NEO Magazin Royale

Um die Missstände abzustellen und dass nächstes Jahr endlich Mal ein vernünftiger Act für den Echo nominiert ist, nahm Böhmermann in Zusammenarbeit mit 5 Schimpansen aus dem Gelsenkirchener Zoo einfach selbst einen Hit auf. Ein Mashup der vier großen Themen in deutschsprachigen Liedern – „Menschen Leben Tanzen Welt“.

Wenn der Song einschlägt wie eine Bombe, könnte es tatsächlich sein, dass nächstes Jahr ausnahmsweise nicht ausschließlich menschliche Affen im Nominierungsfeld vertreten sind.

Campino von den Toten Hosen nutzte die große Echo-Bühne gestern dazu, sich vor seine Musikkollegen zu stellen. „Lieber uncool sein als ein cooles Arschloch, das sich nicht konstruktiv einbringen kann“, wetterte er über das „Böhmermannsche Zeitgeistgeplapper“.