Hart im Nehmen: Volksmusikstar Wilfried Gliem

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Foto: Klaus Becker

Als wäre nichts gewesen, steht Wilfried Gliem Mitte August auf einer Festzeltbühne im schwäbischen Forheim. Er lacht, spornt das Publikum an und gibt mit seinem Gesangspartner Wolfgang Schwalm einen Hit nach dem anderen zum Besten. Die Wildecker Herzbuben sind seit mehr als 25 Jahren in der Volksmusikszene erfolgreich. Doch fast hätte die Karriere ein jähes Ende gefunden.

Endlich kann der Herzbube darüber reden

Mit starken Herzschmerzen und auffälligen EKG-Werten kommt Wilfried vor einiger Zeit in die Notaufnahme. Ihm muss ein Stent, eine künstliche Erweiterung der Arterien, gesetzt werden. Ein Eingriff, der das Leben verändert. Nicht nur körperlich, sondern auch psychisch. Für Wilfried war es bereits die zweite OP in Sachen Herz. Es fällt ihm lange schwer, darüber zu reden. Der Kampf zurück ins Leben kostet Kraft – die er zunächst einmal für sich und die Familie braucht.

Erst eineinhalb Jahre nach der Herz-OP spricht der heute 70-Jährige in der „Neuen Post“ über sein Leiden.

Das kranke Organ belastete Wilfried schon länger. Bereits vor zehn Jahren merkte er, dass etwas mit seinem Herzen nicht stimmt. Herzstechen und Kurzatmigkeit machten ihm immer häufiger zu schaffen. Auch auf der Bühne war er schneller kaputt als früher.

Wilfried kann von Glück reden, dass er die Symptome nicht auf typische Anzeichen des zunehmenden Alters schob. Anders als viele Menschen ging er mit seinen Herzproblemen zum Arzt und bekam die Diagnose: chronische Herzschwäche, auch Herzinsuffizienz genannt.

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Foto: Klaus Becker

Weniger Todesfälle durch chronische Herzschwäche

Wilfried ist mit seinem Leiden nicht allein. Knapp zwei Millionen Menschen sind in Deutschland von chronischer Herzschwäche betroffen, darunter auch Schauspieler Fritz Wepper. Laut Experten hat sich die Zahl der Fälle den vergangenen zwanzig Jahren fast verdoppelt. Gleichzeitig jedoch sinkt die Zahl der Menschen, die aufgrund von Herzinsuffizienz sterben.

Ein Grund dafür sind die Fortschritte im Bereich der Therapie. Die größte Neuerung seit 20 Jahren ist ein Medikament mit der Wirkstoffkombination Sacubitril-Valsartan. Auch Wilfried Gliem hat damit zu mehr Lebensqualität zurückgefunden: „Ich brauche keinen Medikamenten-Cocktail mehr, sondern nur noch eine Universal-Tablette. Sie aktiviert Hormone, die meinem Herzen gut tun“, sagt er.

Dazu hat er seinen Lebensstil umgekrempelt: Keine Zigaretten, kein Alkohol, dafür Spaziergänge im Freien und ein paar Übungen auf dem Hometrainer. So will er sich fit machen für die anstehenden Auftritte. Die Wildecker Herzbuben soll es nach seinen Vorstellungen noch lange geben: „Das ist mein Leben und das wird es bleiben.“