Robin Williams: Die schlimmen Details seiner Demenz-Erkrankung

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Robin Williams und seine Frau Susan Schneider waren unzertrennlich | Albert L. Ortega / PR Photos

Mit Robin Williams setzte am 11. August 2014 einer der beliebtesten Schauspieler der Welt seinem Leben ein Ende. Er litt an Lewy-Körper-Demenz, wodurch er nur noch ein Schatten einer selbst war. Jetzt, zwei Jahre später, verfasste seine Witwe Susan Schneider einen herzzerreißenden Essay über die schwierigen letzten Lebensmonate ihrer großen Liebe.

Drei Monate nach seinem Tod erfuhr Schneider, dass es die Lewy-Körper-Demenz war, die ihren Mann in den Selbstmord trieb, schreibt sie im Medizinjournal ‚Neurology‘. Sein Fall war extrem. Vier verschiedene Ärzte bewerteten hinterher nach Sichtung der Aktenlage den Krankheitsverlauf als besonders schwer.

„Robin ist und wird immer ein überlebensgroßer Geist sein, der im Körper eines normalen Mannes mit einem menschlichen Gehirn steckte. Er war nur 1 von 6, die von dieser Gehirnerkrankung betroffen sind.“

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Robin Williams fünf Jahre vor seinem Tod auf einer Filmpremiere | Albert L. Ortega / PR Photos

„Nicht nur, dass ich meinen Mann an LBD verlor; ich verlor meinen besten Freund. Robin und ich fanden in uns einen sicheren Hafen bedingungsloser Liebe, nach dem wir beide immer strebten. In 7 gemeinsamen Jahren konnten wir uns gegenseitig unsere größten Hoffnungen und Ängste mitteilen, ohne verurteilt zu werden. Wir sagten oft, dass wir unser Anker und Glücksbringer waren. Als LBD anfing, einen Feuersturm von Symptomen unseres Weges zu senden, war diese Grundlage der Freundschaft und Liebe unsere Rüstung.“

Im späten Oktober des Jahres 2013 feierten Schneider und Williams ihren zweiten Hochzeitstag. Der Star aus Filmen wie „Jumanji“ oder „Good Will Hunting“ befand sich in ärztlicher Betreuung, weil er von allerlei Beschwerden heimgesucht wurde.

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Robin Williams war ein lebenslustiger Mensch | Foto: Instagram

„Er hatte mit Problemen zu kämpfen, die in keinerlei Zusammenhang zu stehen schienen: Verstopfung, Probleme beim Wasserlassen, Sodbrennen, Schlaflosigkeit, ein schlechter Geruchssinn und viel Stress. Er hatte auch ein leichtes Zittern in seiner linken Hand, das kam und wieder ging. Zu dieser Zeit wurde das einer früheren Schulterverletzung zugeschrieben.“

An jenem Wochenende im Oktober fühlte sich Robin Williams auch Unwohl im Bauch. Seine Frau wusste sehr gut, wie es ihm ging, wenn er unter Angstzuständen litt. Doch diesmal war alles anders. „Seine Angst und innere Unruhe erreichte alarmierende Höhen. Ich fragte mich im Stillen, ob mein Ehemann ein Hypochonder sei.“ Erst nach seinem Ableben erfuhr Susan Schneider, dass diese Angstzustände ein früher Hinweis auf LBD sein können.

In den folgenden 10 Monaten kamen und gingen die Symptome. Manche waren stärker präsent als andere. Paranoia, Schlafstörungen und Gedächtnisprobleme setzen ihm zu, doch auch Medikamente und Psychotherapien brachten kaum Besserung.

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Robin mit seiner „The Crazy Ones“-Kollegin Ashley Tisdale | Instagram

Anfang April 2014 hatte Robin eine Panikattacke. Er war in Vancouver, wo er ‚Nachts im Museum 3‘ drehte. Sein Arzt verschrieb ihm Antipsychotika, um seine Ängste in den Griff zu bekommen. Das schien manche Dinge zu verbessern, doch anderes wurde schlimmer. Auch das erfuhr sie erst, als es schon zu spät war: Menschen mit LBD reagieren auf Psychopharmaka oft extrem.

„Während des Drehs hatte Robin Probleme, sich auch nur eine Zeile seiner Szenen zu merken, obwohl er nur 3 Jahre zuvor eine 5-monatige Saison der Broadway-Produktion ‚Bengal Tiger at the Baghdad Zoo‘ spielte. Oft hatte er zwei Shows am Tag mit hunderten Zeilen Text, ohne auch nur einen Fehler zu machen. Der Gedächtnisverlust und die Unfähigkeit, seine Angst zu kontrollieren, war niederschmetternd für ihn. (…) Mein Mann war gefangen in der verdrehten Architektur seiner Neuronen und egal was ich tat, ich konnte ihn nicht befreien.“

Schneider schreibt weiter, dass besonders sehr intelligente Menschen oft noch eine ganze Zeit unbemerkt mit der Lewy-Körper-Demenz leben können, doch irgendwann bricht die Krankheit plötzlich durch und das Kartenhaus Mensch fällt in sich zusammen. „Von meinem Standpunkt aus sah ich den tapfersten Mann der Welt, der die schwerste Rolle seines Lebens spielte.“

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Robin mit seiner Familie | Janet Mayer / PR Photos

„Robin verlor den Verstand und war sich dessen bewusst. Können Sie sich den Schmerz vorstellen, den er fühlte, als er seinen eigenen Zerfall spürte? Weder er noch irgendjemand anderes konnte es aufhalten – keine noch so große Intelligenz oder Liebe konnte das verhindern. Machtlos und frierend stand ich in der Dunkelheit, ohne zu wissen, was mit meinem Ehemann passierte.“

„Er sagte immer wieder, ‚Ich will einfach nur mein Gehirn neu starten.'“ Jegliche Arztbesuche und Tests brachten negative Ergebnisse hervor. Kein Hirntumor, keine Herzprobleme, lediglich ein erhöhter Cortisol-Spiegel. „Wir wollten glücklich sein wegen der negativen Testresultate, doch Robin und ich hatten das tiefe Gefühl, dass etwas schrecklich falsch lief.“

Am 28. Mai 2014 wurde bei Robin Williams schließlich Parkinson diagnostiziert. Es klang nach der erhofften Antwort auf alle Fragen, doch Robin schien es nicht so recht glauben zu wollen. Er fasste sich ein Herz und fragte seinen Arzt, ob er auch Alzheimer hat oder schizophren ist. Doch all die Fragen konnten mit nein beantwortet werden, da es keine Hinweise auf diese Erkrankungen gab. „Heute ist mir klar, dass er die Tiefe seiner Symptome für sich behalten haben muss.“

Der Schauspieler machte Sport, betrieb Yoga, fuhr Fahrrad und probierte diverse Hypnose-Techniken aus. Leider konnte nichts für längere Zeit die Symptome zurückdrängen.

„Robin wurde immer erschöpfter. Seine Parkinson-Maske war stets präsent und seine Stimme wurde schwächer. Das Zittern seiner linken Hand war nun dauerhaft vorhanden und er hatte einen langsamen, schlurfenden Gang. Er hasste es, dass er in Unterhaltungen nicht die Worte finden konnte, die er wollte.“ Hinzu kamen Probleme mit der visuellen Wahrnehmung seiner Umgebung. „Der Verlust seines grundlegenden Denkens komplettierte nur seine stärker werdende Verwirrtheit. Es fühlte sich an, als ob er in seinen Symptomen ertrank und ich ertrank mit ihm.“

„Ich erlebte meinen brillanten Mann, wie er in der einen Minute völlig klar und fünf Minuten später verloren in seiner Verwirrtheit war.“

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Nur einen Monat vor seinem Tod machte Robin dieses Selfie mit einem Fan | Twitter

Sein besonders schwerer Krankheitsverlauf zeichnete sich dadurch aus, dass er nahezu alle über 40 Symptome von LBD entwickelte. Nur Halluzinationen habe er nie gehabt, behauptete er immer. Ein Jahr nach seinem Tod wurde aber auch das im Gespräch mit seinem Arzt widerlegt. Er behielt es nur für sich.

Ein Medikamentenwechsel schien eine kurzzeitige Verbesserung gebracht zu haben. Am zweiten Wochenende im August machte das Ehepaar noch mal alles zusammen, was sie so liebten. „Es war perfekt – wie ein langes Date. Am Sonntagabend hatte ich das Gefühl, dass es ihm besser ging. Als wir uns auf unsere übliche Weise in den Schlaf verabschiedeten, sagte mein Mann zu mir, ‚Gute Nacht, meine Liebe‘ und wartete auf die gewohnte Antwort: ‚Gute Nacht mein Liebling‘. Bis heute hallen seine Worte in meinem Herzen nach.“

Am nächsten Morgen war Robin Williams tot. Er nahm sich mit einem Gürtel das Leben.

Im letzten Teil des Essays schreibt Susan Schneider von „Terroristen“ im Hirn ihres Mannes, die „chemische Kriegsführung“ betrieben. Und sie wiederholte, was unterschiedliche Mediziner ihr erklärten – „Robin hatte einen der schlimmsten Krankheitsverläufe, den sie je gesehen hatten. Es gab nichts, was irgendjemand hätte tun können.“