Wird das deutsche Fernsehen erstmal auf Jan Böhmermann verzichten müssen? Der Moderator, der wegen seiner umstrittenen Erdogan-Satire seit einigen Wochen DAS Gesprächsthema Nummer 1 noch vor der Flüchtlingskrise ist, hat auf Facebook seinen temporären Rückzug aus dem Fernsehgeschäft angekündigt und ganz Deutschland fragt sich: Meint der das ernst?
In seinem Eintrag von Samstagmittag nimmt Böhmermann auf gewohnt witzige Art Abschied von den Zuschauern des Neo Magazin Royale. Er und sein Team hätten es sich in den letzten Jahren zur Aufgabe gemacht, die Topthemen aus Politik, Feuilleton und Boulevard „satirisch einzuordnen“. Zuletzt sei es ihnen gelungen „jedes dieser drei Presse-Levels selber einmal durchzuspielen“.
Der Satiriker weiter, „Daher habe ich mich entschlossen, eine kleine Fernsehpause einzulegen, damit sich die hiesige Öffentlichkeit und das Internet mal wieder auf die wirklich wichtigen Dinge wie die Flüchtlingskrise, Katzenvideos oder das Liebesleben von Sophia Thomalla konzentrieren kann“.
„Möglicherweise“ gäbe es wichtigere Themen als so ein Gedicht, so Böhmermann. „Darüber hinaus ist die Redaktion davon überzeugt, dass ein weiterer Song von Dieter ‚Didi‘ Hallervorden zum Thema unbedingt zu verhindern ist. Das, und darin sind sich hier alle einig, MUSS oberste Priorität haben!“
Hallervorden zeigte sich solidarisch mit seinem jungen Kollegen und veröffentlichte seinerseits ein Lied, in dem er dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan unter anderem als „Terroristen“ bezeichnete. „Vom Saarland bis nach Sachsen fühle ich eine Solidarität für die Sendung von der überwältigenden Mehrheit derjenigen, die nicht Präsident Erdogan sind, und dafür möchte ich mich von Herzen bedanken.“
Zum Schluss erklärte Böhmermann, dass er jetzt „Twerk & Travel“ durch Nordkorea machen wolle, um sich die Presse- und Kunstfreiheit noch mal richtig erklären zu lassen. Anschließend gehe es mit dem Segway auf den Jacobsweg.
Vielleicht die beste Entscheidung, die er machen kann, um sein Gesicht aus der Schusslinie zu nehmen. Das Schmähgedicht nahmen Erdogan und einige Unterworfene zum Anlass, Klage wegen Beleidigung gegen Böhmermann einzureichen. Die deutsche Politik mischte ebenfalls in diesem Affentheater mit. Bundeskanzlerin Angela Merkel entschied nach reichlicher Bedenkzeit, dass sich lieber die Gerichte mit dem Fall befassen sollen. Es gibt ja schließlich nichts Wichtigeres, als sich über ein lächerliches Gedicht und einen eingeschnappten Diktator Gedanken zu machen.