Golden Globes: Meryl Streep vs. Donald Trump

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Golden Globes 2017: Meryl Streep ist die Gewinnerin des Cecil B. Demille Awards | HFPA Photographer

Üblicherweise sollten die Dankesreden bei Preisverleihungen wie den Golden Globes so knackig wie möglich formuliert werden, doch Meryl Streep nutzte den Gewinn ihres Preises (Cecil B. DeMille Award) für eine Brandrede über Donald Trump.

Dieser hatte 2015 auf der Bühne einen behinderten Journalisten nachgeäfft, wofür er sich den nächsten Shitstorm einhandelte. Noch heute wird er auf den Vorfall angesprochen, so auch bei den gestrigen Globes durch die Hollywood-Schauspielerin.

Hier ist das Transkript von Streeps Rede, die wir nur ungern einkürzen wollten.

„Um aufzunehmen, was Hugh Laurie sagte: Ihr und wir alle in diesem Raum gehören gerade zu den Schichten in der amerikanischen Gesellschaft, die am meisten verunglimpft werden. Denkt darüber nach: Hollywood, Fremde und die Presse.

Aber wer sind wir und was ist Hollywood überhaupt? Es ist nur eine Horde von Leuten aus anderen Orten. Ich wurde geboren, großgezogen und ausgebildet in den öffentlichen Schulen von New Jersey. Viola [Davis] wurde in der Hütte eines Farmpächters in South Carolina geboren und wuchs in Central Falls, Rhode Island auf. Sarah Paulson wurde in Florida geboren und von einer alleinerziehenden Mutter in Brooklyn großgezogen. Sarah Jessica Parker war eines von sieben oder acht Kindern in Ohio. Amy Adams wurde in Venedig, Italien geboren. Und Natalie Portman in Jerusalem.“

Ryan Gosling ist, wie viele der nettesten Menschen, Kanadier. Und Dev Patel wurde in Kenia geboren, wuchs in London auf und spielt hier einen Inder aus Tasmanien. Hollywood ist voll mit Außenseitern und Ausländern. Wenn wir sie alle rausschmeißen würden, dann hätten wir nichts mehr zu schauen außer Football und Mixed Martial Arts, was nichts mit Kunst zu tun hat.“

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HFPA Photographer

„Sie gaben mir drei Sekunden, um das hier zu sagen, also: Der einzige Job eines Schauspielers ist es, das Leben von Leuten zu betreten, die sich von uns unterscheiden, und euch fühlen zu lassen, wie sie sich fühlen. Dieses Jahr gab es so viele starke Leistungen, die genau das taten. Atemberaubende, leidenschaftliche Arbeit.“

Doch es gab eine Performance dieses Jahr, die mich umhaute. Sie drang tief in mein Herz vor. Nicht weil sie so gut war; daran war nichts Gutes zu finden. Doch Sie war effektiv und erledigte den Job. Sie brachte das Publikum, auf die sie abzielte, zum Lachen. Es war der Moment, als die Person, die im respektiertesten Stuhl unseres Landes sitzen wird, einen behinderten Reporter nachäffte. Jemanden, der in Sachen Privilegien, Macht und der Möglichkeit sich zu wehren, eingeschränkt war. Es brach mir irgendwie das Herz, als ich das sah, und ich bekomme es noch immer nicht aus meinem Kopf, weil es sich in keinem Film abspielte. Es war das echte Leben.

Und wenn jemand so Mächtiges vorlebt, wie man andere blostellt, dann färbt es auf das Leben aller ab, weil es gewissermaßen die Erlaubnis für andere Menschen darstellt, dasselbe zu tun. Respektlosigkeit zieht Respektlosigkeit an, Gewalt regt zu Gewalt an. Und wenn die Mächtigen ihre Position nutzen, um andere zu mobben, dann verlieren wir alle.

Das bringt mich zur Presse. Wir brauchen die prinzipientreue Presse, um ihn zur Verantwortung zu ziehen, um ihn auf jeden Skandal anzusprechen. Darum verankerten unsere Gründerväter die Presse und ihre Freiheiten in der Verfassung. Ich bitte die Vereinigigung ausländischer Pressevertreter und jeden in unserer Gemeinschaft, sich an meinem Kampf zu beteiligen, die Journalisten zu schützen, weil wir sie brauchen, um voranzukommen. Sie brauchen uns, um die Wahrheit zu schützen.“

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HFPA Photographer

Donald Trump, der noch vor 12 Stunden die Medien als „Fake“ abstempelte und den Medienmogul Rupert Murdoch einen „tollen Typen“ nannte, versuchte daraufhin die Glaubwürdigkeit sowie die schauspielerischen Fähigkeiten Streeps herabzustufen. So springt er mit allen um, die sich im Wahlkampf für seine Kontrahentin Hillary Clinton aussprachen.

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„Meryl Streep ist eine der überbewertetsten Schauspielerinnen in Hollywood. Sie kennt mich nicht, aber attackierte mich vergangene Nacht bei den Golden Globes“, polterte der weinerliche Milliardär auf Twitter. „Sie ist ein Lakai Hillarys, die groß verloren hatte. Zum 100. Mal, ich habe nie einen behinderten Reporter verspottet (das würde ich nie tun), sondern nur ein ‚Schaufeln‘ angedeutet, weil er eine 16 Jahre alte Story abänderte, nur um mich ins schlechte Licht zu rücken. Nur ein weiterer, sehr unehrlicher Medienvertreter!“

Streep ist übrigens neunfache Golden Globe- und dreifache Oscarpreisträgerin. So viel zum Thema überbewertet.