Viele von uns können nach dem gestrigen EM-Spiel zwischen Deutschland und Italien ihre Unterhosen nur noch verbrennen. Es war ein packender Krimi, bei dem Jogis Jungs um ein Haar den Kürzeren gezogen hätten.
Im Viertelfinale der Europameisterschaft in Frankreich stand die Nationalelf gegen „Angstgegner“ Italien auf dem Platz. Acht Niederlagen in Folge bei großen Turnieren gegen die Squadra Azzura, doch gestern konnte der vermeintliche Fluch endlich gebrochen werden.
Bundestrainer Joachim Löw ließ überraschend mit einer Dreierkette spielen, anstatt auf das bewährte 4-2-3-1 System zu setzen, mit dem die Mannschaft die Slowakei mit 3:0 vom Platz fegte. Auch Julian Draxler, der beste Spieler der letzten Partie, wurde zunächst auf der Bank gelassen.
Özil trifft, Boateng patzt
Fast hätte sich so viel Umstellung gerächt. Italien erwies sich erwartungsgemäß als harte Nuss, auch wenn die DFB-Auswahl weite Strecken des Spiels, insbesondere in der zweiten Halbzeit, dominierte. Viele Pässe kamen nicht an, es fehlte die zündende Idee, um die Defensive der mauernden Italiener zu überwinden. In der 65. Minute war es dann Mesut Özil, der nach Zuspiel von Mario Gomez und Hector den Ball im Netz versenkte.
Es hätte der Siegtreffer sein können, wenn Jerome Boateng sich nicht einen seiner sehr seltenen Patzer geleistet hätte. Es war die 78. Minute, als er plötzlich im Strafraum die Arme nach oben riss und einen Handelfmeter verursachte, den Leonardo Bonucci eiskalt zum Ausgleich verwandelte. Bis zur 90. Minute passierte nichts, deshalb ging es in die Verlängerung. Auch da erzielte keine der Mannschaften ein weiteres Tor, deshalb musste die Partie im Elfmeterschießen entschieden werden.
Einen packenderen Krimi hätte es nicht geben können. Von 18 Elfmetern wurden 7 vergeben. Müller, Özil und Schweinsteiger versagten auf deutscher Seite die Nerven. Am Ende war es Hector, der mit einem glücklichen Schuss durch die Arme Buffons den Halbfinaleinzug bei der EM 2016 perfekt machte.